Für viele Unternehmen ist es zunehmend schwerer geworden qualifizierte Fachkräfte zu finden. Besonders hart sind Unternehmen im ländlichen Raum betroffen. Anstatt stapelweiser Bewerbungen auf den Schreibtischen der Personalverantwortlichen, müssen zunehmend die Unternehmen um Fachkräfte werben.
Im Zuge dieser Tendenz entwickelten Unternehmen alternative Möglichkeiten zur Rekrutierung neuer Mitarbeiter auf dem externen Arbeitsmarkt. Eine davon sind Mitarbeiterempfehlungsprogramme.
Dies ist Teil 1 des zweiteiligen Beitrags.
Das Prinzip ist einfach: bestehende Mitarbeiter werben potentielle neue Mitarbeiter, meist aus ihrem Familien-, Freundes- oder Bekanntenkreis für das Unternehmen. Im Gegenzug und als Motivation erhalten diese bei Erfolg oft Prämien unterschiedlicher Art.
In diesem zweiteiligen Beitrag zeigen wir Ihnen, welche Modelle von Mitarbeiterempfehlungsprogrammen es gibt und welches für Ihr Unternehmen geeignet ist, wie Sie ein solches Programm in Ihrem Unternehmen einführen und was Sie nach der Einführung beachten müssen.
Wie funktioniert das Programm?
Zuerst sei gesagt: Es gibt nicht DAS eine Mitarbeiterempfehlungsprogramm. Viel mehr beschreibt dieser Begriff eine Idee, welche bei ihrer Umsetzung individuell an die Anforderungen des Unternehmens und deren Mitarbeiter angepasst werden kann. Eine Gemeinsamkeit haben jedoch alle Varianten von Mitarbeiterempfehlungsprogrammen: Der Mitarbeiter wird zum Botschafter des Unternehmens.
Die Digitalisierung hat auch in diesem Bereich schon Einzug gehalten. So gibt es mittlerweile verschiedene Softwareanbieter, welche das Anwerben neuer Mitarbeiter auf Knopfdruck ermöglichen. Doch besonders für kleine Unternehmen ist der Einsatz einer speziellen Software oft gar nicht notwendig. Und das klassische vier-Augen-Gespräch hat auch im digitalen Zeitalter seine Vorzüge. Denn durch den persönlichen Kontakt zwischen dem Mitarbeiter und der anzuwerbenden Person kann der Mitarbeiter oft viel besser einschätzen, ob eine Person ins Unternehmen und auf die zu besetzende Stelle passt oder nicht.
Welche Prämienmodelle gibt es? Bzw. welche Prämien sind geeignet?
Es stehen Ihnen verschiedene Prämienarten zur Verfügung, welche Sie bei einer erfolgreichen Anwerbung an Ihre Mitarbeiter „auszahlen“ können.
Die persönliche Anerkennung ist wohl die wichtigste und gleichzeitig am meisten unterschätzte Art der Belohnung. Ob im persönlichen Gespräch unter vier Augen oder im Meeting vor anderen Mitarbeitern: authentisch und ehrlich gemeint sollte sie immer sein. Sie sollten sich für diese Art der persönlichen Anerkennung immer ausreichend Zeit nehmen, ihre Wortwahl vorbereiten und die Intention dieser Geste klar vor Augen haben.
Am wohl bekanntesten und weitverbreitetsten ist die Zahlung einer Geldprämie. Meist wird ein festgelegter Prozentsatz des Gehalts der zu besetzenden Stelle als Prämie festgesetzt. Hier wird sofort deutlich: für dieses Vorgehen ist es notwendig das Gehalt der zu besetzenden Stelle im Unternehmen offenzulegen. Falls dies in Ihrem Unternehmen weder zur aktuellen Unternehmenskultur gehört, noch zukünftig erwünscht ist, gibt es jedoch auch Alternativen. Sie können z.B. Branchendurchschnittsgehälter zur Ermittlung der Prämienhöhe zugrunde legen. Hierbei ist es sinnvoll auf objektive Referenzwerte zurückzugreifen, um die Transparenz gegenüber den eigenen Mitarbeitern zu gewährleisten.
Sie können sich ebenso gegen eine transparente Ermittlung der Prämienhöhe entscheiden und für eine neu zu besetzende Stelle einen Betrag x festlegen, welcher bei erfolgreicher Anwerbung durch einen Mitarbeiter ausbezahlt wird. Beachten Sie in diesem Fall jedoch, dass Vertrauen in das Programm einen wichtigen Wert für Ihre Mitarbeiter darstellen wird, wenn es um die Frage geht, ob sie an dem Programm teilnehmen werden oder nicht. Daher kann es von Vorteil sein, die Ermittlung der Prämienhöhe transparent zu kommunizieren. Dies hängt jedoch individuell vom Unternehmen und der gelebten Unternehmenskultur ab.
Besonders bei kleineren Beträgen eignen sich auch Sachprämien. Ein Beispiel hierfür sind Tankgutscheine oder technische Geräte. Auch spielerische Elemente wie Rangfolgen oder Abzeichen können als (zusätzliche) Motivation zur Teilnahme eingesetzt werden.
Letztendlich können alle aufgeführten Arten von Prämien nicht nur alleinstehend sondern auch in Kombination eingesetzt werden. So ist es denkbar, dass kontinuierliche Bemühungen eines Mitarbeiters, welche trotzdem nicht zur Besetzung einer Stelle führen, mit Lob und Anerkennung oder kleineren Sachprämien belohnt werden.
Erfolgreiche Anwerbungen, bei welchen eine Prämie an den werbenden Mitarbeiter gezahlt wird, sollten immer um die persönliche Anerkennung ergänzt werden. Geld ist schnell ausgegeben. Eine persönliche Anerkennung hinterlässt einen guten Eindruck und hat oft einen positiven Einfluss auf die Bindung zum Unternehmen. Denn das Gefühl Teil eines Teams zu sein und das eigene Arbeitsumfeld mitgestalten zu können, steigert die Identifikation des Mitarbeiters mit dem Unternehmen.
Welches Prämienmodell ist für MEIN Unternehmen geeignet?
Vielleicht fragen Sie sich jetzt „Aber welches Prämienmodell ist denn jetzt für mein Unternehmen geeignet?“
Die Prämie (monetär oder nicht monetär) muss hoch genug sein, damit sie von Ihren Mitarbeitern als attraktiv wahrgenommen wird. Diese kritische Höhe können Sie durch eine Befragung Ihrer Mitarbeiter ermitteln. Fragen Sie Ihre Mitarbeiter doch einmal offen, was diese benötigen, um mit Freude aktiv an diesem Programm teilzunehmen. Dies können Sie sowohl im privaten Gespräch machen, als auch bei einem Meeting oder online durch anonyme Umfragen. Besonders Letztere können Sie meist online einfach erstellen und anschließend den Link per E-Mail versenden. Beachten Sie jedoch folgendes: Eine anonyme Umfrage per Link mag zwar schneller und unkomplizierter erscheinen. Das persönliche Gespräch ist jedoch meist informativer und Sie bekommen so ein besseres Gespür für die allgemeine Stimmung in Bezug zum Mitarbeiterempfehlungsprogramm.
Wir raten Ihnen jedoch auch von einer zu hohen Prämie ab. Denn diese könnte unerwünschte und übertriebene Empfehlungsaktivitäten Ihrer Mitarbeiter zur Folge haben und eine regelrechte Prämienjagd auslösen.
An diesem Punkt wird deutlich wie wichtig klare Spielregeln sind. Denn nicht nur die Prämie sollte transparent kommuniziert werden. Auch Sanktionen bei Missachtung der aufgestellten Regeln sollten aufgestellt, kommuniziert und durchgesetzt werden.
Zu geringe Prämien könnten zu Desinteresse und im Ergebnis dazu führen, dass Ihre Mitarbeiter nicht motiviert werden können am Programm teilzunehmen. Dies gilt sowohl für Geld- und Sachprämien als auch für Lob und Anerkennung. Unserer Erfahrung nach beträgt die Prämie nach erfolgreicher Anwerbung durchschnittlich einmalig 1.500 €.
Die geeignete Prämienhöhe hängt schließlich auch individuell vom Unternehmen und der zu besetzenden Stelle ab. Grundsätzlich gilt: je schwieriger die Stelle zu besetzen ist, je mehr Anforderungen an einen potentiellen Bewerber gestellt werden und je schwieriger dieser auf dem Bewerbermerkt gefunden werden kann, desto höher sollte die Prämie ausfallen.
Wann ist der beste Zeitpunkt für die Auszahlung einer Prämie?
Soll ein solches Programm im eigenen Unternehmen eingeführt werden, stellt sich schnell die Frage, wann der richtige Zeitpunkt für die Zahlung der Prämie ist. Auch diese Frage können wir nie pauschal beantworten. Es gibt jedoch mehrere denkbare Möglichkeiten.
- Nach einem Vorstellungsgespräch
- Nach erfolgter Einstellung
- Nach der Probezeit und Verbleib des neuen Mitarbeiters im Unternehmen
- Bei langfristigem Verbleib des neuen Mitarbeiters im Unternehmen.
Natürlich ist ein längerfristiger Verbleib des neuen Mitarbeiters im Unternehmen der eindeutigste Beweis einer erfolgreichen Anwerbung. Jedoch rückt der Zeitpunkt der Prämienzahlung für den werbenden Mitarbeiter damit auch in einen unbestimmbaren Zeitpunkt in der Zukunft. Dies könnte ebenfalls einen negativen Einfluss auf die Motivation des Mitarbeiters zur Teilnahme haben. Denn dieser wünscht sich eine zeitnahe Belohnung und Wertschätzung für seine Bemühungen. Ein guter Kompromiss zwischen Unternehmen und werbendem Mitarbeiter ist daher eine Prämienzahlung nach der Einstellung oder nach erfolgreicher Probezeit des neuen Mitarbeiters.
Wichtig ist: unabhängig davon, welcher grundsätzliche Zeitpunkt für die Zahlung einer Prämie festgelegt wurde. Sobald dieser Zeitpunkt erreicht ist, sollten Sie die Prämie zeitnah an Ihren Mitarbeiter auszahlen. Verzögerungen bzw. Nicht-Reaktionen können zu Missstimmung oder Verlust des Vertrauens in das Programm führen und damit die Teilnahme verringern.
Mitarbeiterempfehlungsprogramme sind eine interessante Alternative zu klassischen Recruitingaktivitäten. Ihre vielfältigen Ausprägungen machen sie für nahezu jedes Unternehmen zu einer erfolgversprechenden Methode auf der Suche nach qualifizierten Fachkräften.
Haben Sie Fragen zur Einführung eines Mitarbeiterempfehlungsprogramms in Ihrem Unternehmen? Dann sprechen Sie uns gern an. Wir beraten Sie und begleiten Sie auch beim gesamten Implementierungsprozess.
Wie geht es weiter?
Erfahren Sie im nächsten Teil, wie Sie ein solches Programm in Ihrem Unternehmen einführen und was Sie nach der Einführung beachten müssen, damit Ihre Mitarbeiter motiviert und mit Freude an diesem Programm teilnehmen.